Unsere Biomilchproduktion

Die Biomilchproduktion schafft es zurzeit in die Medien, weil die Rahmenbedingungen per 1.1.22 angepasst wurden. Diese Regeln sind seit einigen Jahren bekannt und wir haben uns bei der Umstellung auf Bio gut überlegt, wie wir uns dafür am besten aufstellen. Nebst Geschichten aus dem Alltag werde ich in diesem Jahr schrittweise erzählen, wie das bei uns ganz praktisch aussieht.


Die passende Kuhrasse

Im Bio verzichten wir auf den Einsatz von gesexten Stieren. Sowohl Kuh- als auch Stierkälber sind idealerweise so bemuskelt, dass sie sich für die Ausmast eignen. Weil sich unsere Fütterung zudem nicht eignet für Hochleistungstiere, haben wir nach einer Rasse gesucht, die eine gute Milchleistung bringt, aber auch ansprechend bemuskelt ist. Wir haben uns für Montbéliard entschieden, eine Zweinutzungsrasse, die im Jurabogen beidseits der französischen Grenze zuhause ist. Wir mögen ihren etwas selbstbewussten Charakter. Charakteristisch ist der weisse Kopf und der erhöhte Schwanzansatz. Seit 5 Jahren kreuzen wir unsere Redholstein mit dieser Rasse, langsam verändert sich das Aussehen unserer Kühe.


Umbau Boxenlaufstall

Der älteste Teil unseres Stalls ist Umbaujahr 1995. Inzwischen ist das langlebige Lärchenholz ziemlich faul und die Boxenbügel entsprechen nicht mehr den heutigen Ansprüchen an den Kuhkomfort. Dies trifft insbesondere auf die Nackenrohre zu, die starr sind und die grösseren Kühe beim Aufstehen behindern. Drei Tage und fast 20 000 Fr. investieren wir in den Umbau. Es ist anspruchsvoll, weil das Dach an andern Punkten abgestützt werden muss. Kein Problem mit den neuen Boxen haben die Kühe. Wir beobachten, dass umgehend wesentlich mehr Kühe diese Boxen zum Chillen auswählen. 


Die Geburt

Die Geburt ist einer der schönsten, aber auch der sensibelsten Momente im Leben einer Kuh. Heute ist bei Belina alles gut gegangen. Sie hat das Kalb selber zur Welt gebracht, es reicht gerade noch für das Foto nach dem Kalben. Das Stierkalb verrät mit seiner Fellfarbe, dass der Papa kein Zuchtstier, sondern ein Aberdeen Angus ist. Um die Nachzucht sicherzustellen, reicht es, etwa den halben Kuhbestand mit Montbeliarde-Zuchtstieren zu belegen. Die andern Kühe besamen wir mit Mastrassen, vor allem Limousin und Angus. Die Kälber werden von spezialisierten Mastbetrieben gekauft, die diese Kreuzungen sehr schätzen. 


Weide

Weide ist für Biobetriebe sehr wichtig. Das Gras trägt entscheidend zur Milchproduktion bei uns ist auch für die Aufzuchttiere unerlässlich. Die Rinder gewöhnen wir an die Weide, bevor sie Anfangs Mai auf die Alp ins Babental wechseln.


Melken

Melken ist eine sehr befriedigende Arbeit. Morgen und Abends dauert es insgesamt je ca. 1.5 Stunden inklusive Vorbereitung und Waschen. Hund und Katze gehören unbedingt dazu. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob sie da sind, weil sie meine Gesellschaft geniessen oder nur wegen der Milch. Heute melkt Matthias. Wir melken in Gruppen à 6 Kühen mit einen sogenannten Syde by Syde Melkstand. Melken ist für unsere Kühe attraktiv, weil sie am Fressgitter anschliessend neues Futter finden. 


Auslauf

Bewegung muss sein! Unsere 'Teenager' mögen den regelmässigen Auslauf. Im Bio ist Auslauf im Winter sowie Weide im Sommer sinnvolle Pflicht.


Futtermittel

Unser Ziel ist es, möglichst viel Milch aus dem betriebseigenen Futter zu produzieren. 75% Gras oder Grassilage, dazu Silomais, Rüebli, etwas Heu und 1 kg Getreidemischung pro Tag. Grosse Diskussionen gibt es zur Zeit um die Eiweissversorgung. Auf unserem Betrieb setzen wir dafür auf Kleegras. Luzerne, Rotklee und Weissklee sind sehr eiweissreich, weshalb keine Ergänzung durch Soja oder andere Hülsenfrüchte mehr notwendig ist.