Vor der Sportferien hat es uns erwischt. Ein Lehrling wurde positiv getestet und in die Isolette geschickt. Und wir? Sitzen Zuhause und feiern Quarantäne. Gemeinsam mit Esel, Pony, 12 Hühnern, 3 Katzen, einem Hund und ca. 60 Rindviechern aller Altersgruppen. Zeit, um ein feines Essen unserer Jungs zu geniessen, die Absauganlage in der Holzwerkstatt endlich zu installieren, Fotoalben auf Vordermann zu bringen und so weiter.
13./14. Januar 2021: Endlich wiedermal so richtig viel Schnee. 38cm haben wir gemessen. Wir haben gleich die Arbeit stehen gelassen und sind durch den Tiefschnee gestapft. Mein Caddy wurde zum Liebling der Familie, weil er definitiv das schnee- und schneedrifttauglichste Fahrzeug der Farm ist. So cooool! Marcel hat gleich eine Schneebar gebaut und Aprèsski-Feeling auf den Schlatthof geholt.
Die Stallwohnung ist fertig, im November geht die Heizung in Betrieb. Nun starten wir mit der Sanierung des Haupthauses. Wie erwartet ist der Zustand bedenklich. Wir graben den Keller 50 cm tiefer, brechen den Dachstock ab und ersetzen etliche Balken. Marcel freut sich sehr über das Arbeiten mit dem Bubibäggerli im Keller. Endlich, vor Weihnachten geht es mit dem Betonieren des Kellerbodens und dem Beplanken des Estrichbodens wieder aufwärts.
Jeden Herbst kommen ca. 60 Kinder der beiden Kindergärten und der ersten Klasse in unseren Baumgarten und lesen Äpfel auf für den Most, den sie das ganze Jahr über trinken dürfen. Heute gibt es nach dem Auflesen für jedes Kind ein frisches Rüebli aus dem Feld nebenan. Der Besuch wird abgerundet durch den Besuch auf unserem Hof. Ein wunderschöner Zufall ist, dass gerade ein Kuh kalbt.
Auf unseren Hochstämmen ist eine sehr schöne Ernte herangewachsen. Nachdem wir in den letzten Jahren kaum mehr Absatz gefunden haben für die Mostbirnen, freuen wir uns sehr, dass auch diese nun wieder gefragt sind, weil wir in Knospenqualität liefern können. Die Firma Brunner aus Steinmaur holt das Obst mit einer Sammeltour ab und zahlt ohne Rückbehalt. Habt ihr Lust auf Birnel? Das ist eine Spezialität der Firma.
Die Erntezeit ist für uns jedesmal eine ganz besondere Zeit. Ernten, was wir gesät und gepflegt haben und sich freuen über den Segen der Natur, die eine derartige Vielfalt heranwachsen lässt.
Drei Nachmittage haben Kinder der Region auf unserem Hof verbracht. Sie lernen die verschiedenen Kulturen und Tiere kennen und packen gleich selbst an, etwa beim Kartoffeln ernten oder Rüebli jäten mit dem Ferrari. Der Ferrari hat sie begeistert. Einer jätet, zwei schieben, so geht das ganz Flott.
Der kleine Feldhase ist beleidigt, weil wir ihm die Rüebli klauen. Die Feldlerchen sind flügge. Das war herausfordend. Wir haben die Kartoffelstauden rund um das Nest länger stehen lassen und vorgestern von Hand ausgerissen. Auch der Fasan stattet uns ab und zu einen Besuch ab.
Mit einer guten Portion Achtsamkeit gelingt das Nebeneinander von Landwirtschaft und bedrohten Wildtieren.
In der Wiese beim Etzwiler Ried tummeln sich viele Wildtiere. Hansueli Küng von der Jagdgesellschaft organisiert eine Drohnenequipe, die das Feld nach Rehkitz absucht. Weil der Klee bereits blüht, testen wir einen gezogenen Messerbalken, der für Bienen und andere Tiere viel schonender ist. Leider auch aufwändig im Unterhalt. Wir sind aber positiv überrascht von der Leistung und Schnittqualität des Balkens.
Wir vermissen vor allem den direkten Kontakt zu unseren Freunden. Im Gegenzug ist die Gemeinschaft auf dem Hof intensiver als sonst. Robin und David sind aus dem Auslandsemester zurück, Eliane darf nicht arbeiten. Die Lehrlinge sind mehr auf dem Hof. Die Agenda von Käthi und mir ist fast leer. So kümmern wir uns intensiv um die Frühlingsarbeiten und haben ausreichend Kapazität für das Projekt Helga, den Umbau des Futtermischwagens, die Prüfungsvorbereitung der Lehrlinge und die Bestellung unserer Felder. Wir vermissen die Gottesdienste. Käthi und ich wirken im Gegenzug in einigen Lifestreams als Musikteam mit. Das macht richtig Spass.
Wenn Vetterlis bauen, gehen sie erst in den Wald, fällen Bäume, lassen die sägen für Bauholz. Die Wohnung im Stall der Liegenschaft Huber besteht zu einem guten Teil aus verschiedenen Holzarten unseres Waldes. Fichte für Rohbau und Decke, Lärche für die Fassade, Tisch aus Birnbaum, eigene Esche für die Treppe, Fenster aus Föhrenholz und Eiche für den Sitzplatz.
Viel Eigenleistung drückt aufs Tempo. Das ist gut so. So können wir die Baustelle sehr gut mit der Landwirtschaft kombinieren und Arbeitswilligen immer eine Möglichkeit geben, Hand anzulegen. Voraussetzung ist, das Handwerker aus der Region so kooperativ sind. Da sind wir in unserer Gegend sehr gut aufgestellt.
Handwerk vom Feinsten liefert auch der Maurer. Um den Stallcharakter der neuen Wohnung wieder herzustellen, mauern Roman und Gerry mit roten und weissen Steinen nach Käthis Vorlage die Fassade. Wie vor hundert Jahren, uns gefällt es sehr.
Die erste Sommerferienwoche gehört dem Musicalprojekt mit rund 60 Kids und Teens aus der Umgebung. Unter der Leitung von Käthi bringen wir gemeinsam mit vielen ehrenamtlichen Mitarbeitern das Adonia-Musical Bartimäus zur Aufführung in der Turnhalle Kaltenbach.
Das Gospelprojekt im vorweihnachtlichen Quartal ist bereits Tradition geworden und aus dem Jahresablauf unserer Familie kaum mehr wegzudenken.
In der Nacht auf den 19. August 2019 zog ein heftiges Gewitter über unsern Hof und unsere Felder und zerstörte unsere Kulturen und den Garten. Erschreckend, was in 10 Minuten angerichtet werden kann. Bis am nächsten Mittag lagen Hagelschwaden am Strassenrand und unter den Dächern. Wir Bauern sind der Natur besonders ausgeliefert.
Und trotzdem zum Staunen und kaum zu glauben, dass sich so manche Kultur wie z.B. die Rüebli wieder erholten und wir trotzdem im Herbst noch ernten konnten.